F.O.C. Front of Center - Schaftbalance - Bedeutung/Funktion
Unter der Abkürzung F.O.C. versteht man Front of Center (Balance), was „nach vorne verlegte(r) Schwerpunkt/Schaftbalance“ bedeutet. Er beschreibt die Distanz des Schwerpunktes von der Pfeilmitte in Prozent.
Der Schwerpunkt eines Pfeils hat Auswirkungen auf dem Pfeilflug.
Liegt der Schwerpunkt hinter der Pfeilmitte (zur Nocke hin) ist der Pfeilflug unruhig. Würde er sehr weit hinten liegen, würde sich der Pfeil sogar drehen.
Wenn der Schwerpunkt vor der Pfeilmitte (zur Spitze hin) liegt, fliegt der Pfeil präziser. Dies wäre eine klasse Sache, wenn es nicht wiederum Auswirkungen auf die Flugparabel hätte. Ein „kopflastiger“ Pfeil zieht früher nach unten. Dadurch muss auf weiteren Distanzen früher eine Parabel geschossen werden.
Die „Kunst“ ist es deshalb eine Schaftbalance zu finden, die den Pfeil möglichst präzise, aber auch möglichst in einer flacheren Flugkurve fliegen lässt.
Wie den Schwerpunkt des Pfeils verändern?
Einen großen Einfluss auf den F.O.C. Wert hat das Gewicht der Spitze. Zusätzlich würde es auch verschieden schwere Insert geben. Man sollte aber auch darauf achten dass das Spitzengewicht Auswirkungen auf den dynamischen Spinewert des Pfeils hat.
Auch bei der Nocke, bzw. Nock-Inserts kann etwas variiert werden. Des Weiteren hat das Materials der Befiederung, deren Größe und der Abstand zur Nocke, sowie eine mögliche Wicklung Einfluss darauf.
Sogar Wraps/Crestings können den Schwerpunkt Richtung Nocke verändern.
Sollte man eine Wissenschaft daraus machen?
Wenn du ein absoluter Präzisionsschütze mit sehr sauberer Technik bist, dann kannst du vielleicht noch etwas durch dieses Feintuning herausholen.
Den F.O.C. mal zu ermitteln ist natürlich nicht falsch.
Natürlich kann jeder mal etwas herum experimentieren, ob eine Veränderung der Pfeilbalance etwas bringt. Wenn du aber zufrieden mit dem Flug deiner Pfeile bist, dann solltest du es dabei belassen. – „Never stop a running system“
Welcher F.O.C. % Wert?
Es gibt verschiedene Herangehensweisen um % Bereiche festzulegen. Es wird z.B. nach dem Einsatzbereich, dem Schaftmaterial oder nach dem Kenntnisstand des Schützen eingeteilt.
Hier eine Empfehlung nach Einsatzbereich:
- FITA: 11-16%
- 3D: 6-12%
- Feld: 10-15%
- Bogenjagd: 10-15%
Das Ganze hängt auch mit dem Vorlieben und Gewohnheiten des Schützen zusammen. Es ist nicht so bedeutend einen bestimmten Prozentwert zu erreichen. Vielmehr sollten deine Pfeile möglichst gleich sein und dies beinhaltet möglichst auch einen gleichen Front of Center Wert.
Dies kannst du schnell überprüfen. Finde bei deinen Pfeilen den Balancepunkt und markiere ihn. Dann legst du deine Pfeile nebeneinander auf gleicher Höhe. Wenn die Markierung des Balancepunktes bei all deinen Pfeilen an der gleichen Stelle ist, hast du schon einen ziemlich gleichen Pfeilsatz.
Du fragst dich warum sich 3D und Bogenjagd von den Prozentwerten unterscheiden?
Meine Vermutung ist, dass bei der richtigen Jagd kürzere Distanzen geschossen werden und die Durchschlagskraft des Pfeils wichtig ist. Die Spitzen bei der Jagd sind schwerer, einmal für die Präzision und zum anderen wegen der schon genannten Durchschlagskraft.
F.O.C. Front of Center - Schaftbalance - wie berechnen?
Ich stelle hier einen F.O.C. Rechner zur Verfügung der nach A.T.A. (Archery Trade Association) Standard den Wert berechnet.
Dazu werden folgende Komponenten benötigt:
- Länge der Strecke A: Hier wird die genaue Länge vom Nockboden (wo die Sehne in der Nocke aufliegt) bis zum Schaftende OHNE Spitze und Rand des Inserts gemessen.
- Der Balancepunkt: Damit ist die Stelle gemeint an dem ein Pfeil mit angebrachter Spitze, Nocke und Befiederung gut ausbalanciert werden kann. Diese Stelle muss markiert werden.
Ich verwende dazu den Beiter Balance Schwerpunkt Clip. Dieser ist in 2 verschiedenen Größen erhältlich und muss je nach Pfeildurchmesser ausgesucht werden. - Durch die Markierung des Balancepunktes kann nun die Stecke B gemessen werden. Hier wird wieder vom Nockboden bis zur markierten Stelle gemessen.
Buchempfehlung
Eine kleine Buchempfehlung habe ich auch noch, wenn ihr tiefer in die Materie des Pfeilbaus/Tunings einsteigen möchtet.
Das große Pfeilebuch für traditionelles Bogenschießen von Dietmar Vorderegger und Thomas Meine.
4 Antworten
Wo genau liegt der Unterschied zwischen Feld- und 3D Schießen?
Beim Feldbogen wird auf Scheiben geschossen. Teilweise weiß man die Entfernung, aber man schießt auch aus unbekannter Entfernung. Bei dieser Sportart ist denke ich noch höhere Präzision erforderlich als bei 3D. Dies würde für mich die etwas höheren Werte erklären.
Ich selbst habe noch nie einen Feldbogenkurs geschossen. Bei der WA gibt es bei Feldbogenturnieren anscheinend nur Olympischer Recurve-Bogen, Blankbogen und Compound-Bogen. Hier lässt sich schon erkennen, dass die Präzision höher liegt und meist System, bzw. Visier geschossen wird.
„Länge des Pfeilschafts OHNE Spitze & Insert vom Nockenboden aus.“ Nach diesem Satz ist es also egal wie schwer die Spitze ist, 50gr, 100gr, 300gr, oder 500gr. Der FOC ist immer gleich.
Da kann was nicht stimmen !
Doch, das passt. Das Spitzengewicht, etc. spielt natürlich eine Rolle. Es beeinflusst die Länge B (Nockenboden bis Balancepunkt).