Das Release (Lösen der Sehne) beim Bogenschießen
Das Lösen der Sehne ist mit der letzte Schritt im Schussablauf – und einer der entscheidendsten. Selbst wenn der Stand, der Ankerpunkt und das Zielen perfekt sind, kann ein schlechter Release den gesamten Schuss ruinieren. In diesem Beitrag beleuchte ich die häufigsten Probleme beim Lösen der Sehne, ihre Ursachen und zeige dir Übungen und gebe Tipps, um deine Technik zu verbessern.
Warum ist das Lösen der Sehne so wichtig?
Das Lösen der Sehne ist der Moment, in dem die Energie des Bogens auf den Pfeil übertragen wird. Eine saubere Freigabe sorgt für eine gerade Flugbahn und optimale Präzision. Ist der Release jedoch fehlerhaft, kann der Pfeil abgelenkt werden oder instabil fliegen, was die Trefferquote erheblich beeinträchtigt.
Häufige Probleme und Ursachen beim Lösen der Sehne
Kommen wir nun zu den Problemen und Ursachen, welche dazu führen dass das Release misslingt und deswegen der Schuss nicht „sauber“ den Bogen verlässt.
Psychologische Faktoren – Zupfen und Reißen an der Sehne
Angst oder Nervosität, bis hin zur Target-Panik/Gold-Angst, können eine Rolle spielen. Wenn man unter Druck steht, kann dies die Fähigkeit beeinträchtigen, die Sehne gleichmäßig zu lösen. Dies führt zu einer mangelnden Kontrolle und einem unkontrollierten Lösen, anstatt eines bewussten Releases.
Effekt: Der Pfeil wird seitlich abgelenkt und die Schussbahn instabil.
Falsche Handhaltung – Verspannte Finger oder Handgelenke
Eine häufige Ursache für Probleme beim Lösen der Sehne ist eine falsche Handhaltung. Wenn die Finger zu fest um die Sehne greifen oder die Hand nicht entspannt ist, kann dies zu einem ungleichmäßigen Lösen führen.
Effekt: Der Pfeil verliert Energie und fliegt ungleichmäßig.
Mangelnde Konzentration – Zu frühes Lösen
Das Lösen der Sehne erfordert eine hohe Konzentration. Ablenkungen oder mangelnde Fokussierung können dazu führen, dass der Schuss nicht sauber gelöst wird. Für ein zu frühes Lösen kann auch eine fehlerhafte Schussroutine verantwortlich sein.
Effekt: Der Pfeil wird vor dem optimalen Moment freigegeben und trifft das Ziel nicht.
„Plucking“ (Sehne seitlich ziehen)
Plucking beim Bogenschießen bezeichnet einen Fehler beim Loslassen der Sehne, bei dem die Zughand seitlich vom Gesicht wegzieht oder „wegreißt“, anstatt sich gerade und kontrolliert nach hinten zu bewegen. Dieses Fehlverhalten kann die Genauigkeit erheblich beeinträchtigen, da es ungleichmäßige Kräfte auf die Sehne ausübt und den Flug des Pfeils destabilisiert. Die Zughand bewegt sich nach außen weg, anstatt parallel zur Flugbahn des Pfeils.
Effekt: Der Pfeil fliegt instabil und seitlich ab.
Mangel an Nachhalten (Follow-Through)
Der Schütze beendet die Bewegung abrupt, anstatt den Schussfluss natürlich auslaufen zu lassen.
Erklärung Follow-Through:
Haltung beibehalten
Nach dem Loslassen der Sehne bleibt der Schütze in seiner Grundhaltung stabil. Dies verhindert, dass der Körper oder die Bogenausrichtung den Flug des Pfeils beeinflusst.Rückwärtsbewegung der Zughand
Die Hand, die die Sehne loslässt, bewegt sich in einer natürlichen Rückwärtsbewegung entlang des Gesichts oder Nackens. Diese Bewegung zeigt, dass die Sehne sauber freigegeben wurde und keine seitliche Kraft auf den Pfeil ausgeübt wurde.Blick auf das Ziel
Der Schütze behält den Fokus auf dem Ziel, auch nachdem der Pfeil den Bogen verlassen hat. Dies fördert die Konzentration und verhindert, dass der Schütze den Schuss vorzeitig „beendet“.Ruhige Bogenhand
Die Hand, die den Bogen hält, bleibt stabil und entspannt. Sie sollte nach dem Schuss nicht nach vorne „springen“ oder sich verkrampfen.
Effekt: Unpräzise und ungleichmäßige Schüsse.
Fehlende Muskelkontrolle
Die Muskeln in Hand und Unterarm spielen eine wichtige Rolle beim Lösen der Sehne. Eine unzureichende Muskelkontrolle oder -kraft kann zu Problemen führen. Auch Probleme bei der Kraftdosierung führen zu Problemen. Gerade Anfänger neigen dazu, die Sehne mit Kraft anstatt mit Präzision loszulassen.
Effekt: Unpräzise und instabile Schüsse.
Falsche Ausrüstung
Ein Bogen mit zu viel an Zuggewicht oder ungeeignete Pfeile können die Kontrolle erschweren. Dadurch leiden die Präzision und Technik.
Effekt: Unpräzise und ungleichmäßige Schüsse.
Möglichkeiten und Übungen zur Verbesserung des Releases
Nachdem ich dir ziemlich viele Punkte genannt habe, welche das Lösen und den Schuss verschlechtern können, will ich dir natürlich auch Wege zeigen, wie du dein Release verbessern und trainieren kannst.
Trockenübungen
Ziele ohne Pfeil und konzentriere dich ausschließlich auf das Lösen der Sehne. Nimm dafür einen Hosengummi als Sehne, einen Nullbogen oder ein Thera-Band. Ziehe das Band in Vollauszug und konzentriere dich darauf, die Finger entspannt zu öffnen, ohne das Band „loszuschleudern“. Achte darauf, dass die Zughand parallel zur Flugbahn bleibt und der Release weich und fließend ist. Konzentriere dich darauf, die Hand entspannt zu halten und die Finger gleichmäßig zu öffnen.
Wall Drill
Stelle dich parallel an eine Wand und schieße. Diese Übung hilft, das „Plucking“ zu vermeiden, da du die Zughand gerade halten musst.
Übe die Entspannung der Finger und Hand
Halte die Sehne (oder das Band) im Vollauszug und übe, die Finger kontrolliert und sanft zu öffnen, ohne dabei den Bewegungsablauf der Hand zu stören.
Übe das bewusste Entspannen der Finger und Hand, um ein geschmeidiges Lösen zu fördern. Ein verkrampfter Release führt fast immer zu Fehlern. Konzentriere dich auf die Entspannung.
Finger- und Unterarmstärke trainieren
Stärke deine Muskeln in den Händen und Unterarmen durch gezielte Übungen wie die Nutzung von Trainingsgeräten für Handkraft, Gummiball drücken und mache Unterarm-Curls. Eine stärkere Muskulatur kann die Kontrolle beim Lösen verbessern.
Videoanalyse oder Spiegelkontrolle
Filme deinen Schussablauf, um zu prüfen, ob sich deine Zughand sauber nach hinten bewegt und der Release natürlich erfolgt. Achte hierbei auf die Handhaltung und das Lösen der Sehne. Trainiere vor einem Spiegel, um zu überprüfen, dass der Ellbogen sauber nach hinten und nicht seitlich abweicht. Dies kann helfen, Fehler zu erkennen und zu korrigieren.
Achte auf das Lösen mit Rückenspannung
Stelle sicher, dass du die Sehne mit Rückenspannung löst. Spanne die Rückenmuskeln bewusst an und lasse die Finger entspannt los.
Pfeilauflage-Training
Schieße ohne Ziel auf eine kurze Distanz (z. B. 3-5 Meter) und fokussiere dich ausschließlich auf das Lösen. Ziel ist es, ein gleichmäßiges Gefühl im Release zu entwickeln, ohne Druck auf das Ergebnis zu legen. Schießen mit geschlossenen Augen kann das Release nochmals verbessern.
Arbeit mit einem Klicker
Ein Klicker signalisiert den optimalen Zeitpunkt für das Lösen. So entwickelst du eine gleichmäßige Routine und vermeidest zu frühes oder verspätetes Loslassen.
Halte den Fokus bis zum Ende und entwickle eine Routine
Ein sauberer Release erfordert mentale Präsenz bis zum Follow-Through. Ein strukturierter Schussablauf minimiert Unsicherheiten und sorgt für Konsistenz.
Mentaltraining
Verwende Visualisierungstechniken, um dir den perfekten Release vorzustellen. Stelle dir den perfekten Release vor, bevor du ziehst. Dieses mentale Bild kann helfen, den Bewegungsablauf zu automatisieren. Meditation oder Atemübungen können helfen, die Fokussierung zu verbessern und Nervosität oder Stress zu reduzieren.
Feedback von einem Trainer
Ein Trainer gibt dir wertvolles Feedback und hilft dir, deine Technik zu verbessern. Professionelle Anleitung kann dir helfen, kleinere Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Nutze diese Möglichkeit, um Fortschritte zu machen.
Fazit
Das Lösen der Sehne ist ein zentraler Bestandteil des Bogenschießens, der oft unterschätzt wird. Kleine Fehler können große Auswirkungen auf die Präzision haben, aber mit gezieltem Training und der richtigen Technik lässt sich ein sauberer Release erlernen. Investiere Zeit in die Verbesserung dieses Schrittes – dein Trefferbild wird es dir danken.