Leben am Nullpunkt …
AKTUALISIERUNG 24.05.2022
Lang, lang ist es her, als ich diesen Artikel geschrieben habe. Mittlerweile habe ich eine etwas andere Meinung zu diesem Thema. Wenn ich mir auch mein damaliges Trefferbild dazu anschaue, na ja … lassen wir das.
Meine Meinung zu diesem Thema. Instinktive/Intuitive Bogenschützen können den Nullpunkt nicht bestimmen, sondern nur den Distanzbereich in dem sich sicher Treffer erzielen, ohne dass das Glück eine Rolle spielt. Durch die nicht vorhandenen Referenzpunkte (Nutzung des Bogenfensters, Pfeilspitze, Visier, etc.), die ein Systemschütze nutzt, ist das ermitteln eines Nullpunkts für uns nicht möglich.
Ja ich weiß, der Titel macht echt was her. Ich hätte dem Ganzen auch einen schnöden technisch angehauchten Satz spendieren können, aber so hab ich jetzt schon mal deine Aufmerksamkeit.
Heute habe ich mal in einer Trainingseinheit den sogenannten Nullpunkt für meinen Bogen ermittelt.
Zur Info: Ich schieße einen Bearpaw Mohawk 60“ Recurve mit 40#@28. Dies nur, wenn jemand mal etwas vergleichen will.
Für instinktive Bogenschützen wie mich sind Entfernungsangaben erst einmal nicht relevant. Genaue Meterangaben benötigen wir nicht. Um ehrlich zu sein, fällt es mir persönlich sogar unheimlich schwer Distanzen einigermaßen richtig zu schätzen. Ein Hauptgrund, warum ich instinktiv schieße ist, dass ich so wenig technische „Vorüberlegungen“ wie möglich haben möchte. Man geht zum Pflock, sieht das Ziel, fokussiert den Zielpunkt und schießt, that’s it.
Der Nullpunkt
Kommen wir jetzt trotzdem zum eigentlichen Thema, die Ermittlung des persönlichen Schußbereichs. Es geht hier um den Nullpunkt, nicht um den Tiefpunkt eines Bogenschützen.
Was ist der Nullpunkt eigentlich? Unter Nullpunkt versteht man den Endpunkt des persönlichen Schussbereich eines Schützen. Für mich ist es der Bereich, in dem ich bei sauberer Technik eigentlich dort hin treffen müsste, wo ich auch fokussiere. Es ist der Bereich, bei dem die Leistung meines Bogens ausreicht um das Ziel zu treffen, ohne das ich von meinem Gefühl her den Winkel meines Bogenarms verändere. Ich stehe gerade im Körper-T und treffe das Ziel …. im Idealfall.
Vorgehensweise
Meinen Nullpunkt habe ich folgendermaßen ermittelt. Angefangen habe ich bei 10 Meter Entfernung.
10 Meter
Wichtig ist hierbei eigentlich nur die Höhendifferenz, nicht wie weit der Pfeil seitlich vom Ziel entfernt ist. Die seitliche Entfernung ist dann rein durch eine saubere Technik korrigierbar, was dem Idealfall entspricht, aber das habe ich ja schon einmal erwähnt.
Wie du siehst, 10 Meter, sauberes gerades Körper-T und die Pfeile müssen sitzen.
Fazit: 10 Meter schafft mein Bogen schon mal.
15 Meter
Auch hier keine nennenswerten Höhenprobleme.
Fazit: Kein Ding.
20 Meter
Geht auch locker, bedenke bitte, dass ich hier 6 Pfeile hintereinander schieße. Es geht mir aber um größere Höhendifferenzen. Wenn viele Pfeile nahe dem Fokuspunkt einschlagen, ist es für mich ein Zeichen, dass mein Nullpunkt noch nicht erreicht ist.
Fazit: Auch hier alles im grünen Bereich.
25 Meter
Auch hier reicht das Trefferbild zur Beurteilung aus. Die Höhendifferenz ist alles noch im Zielbereich.
Fazit: 25 Meter, weiter geht’s.
30 Meter
Wenn ich eine absolut saubere Technik schießen würde, wäre 30 Meter noch nicht mein Limit.
Fazit: Mehr Treffer im oberen Bereich, also ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.
35 Meter
Die Treffer gehen etwas nach unten. Mein Gefühl sagt mir aber, dass dies eher an der Konzentration und Technik liegt.
Fazit: 35 Meter ist jetzt nicht meine Komfortzone.
40 Meter
Es zeigt sich zwar eine deutlich größere Streuung, trotzdem schlagen die Pfeile eher noch im oberen Bereich ein. Also habe ich meinen Nullpunkt noch nicht erreicht.
Fazit: Die Konzentration lässt gerade etwas nach. Meiner Meinung nach liegt es aber eher an einer unsauberen Technik, der Bogen schafft mehr.
45 Meter
Sieht meiner Meinung nach sogar etwas besser als die 40 Meter aus. Also scheint 45 Meter gar nicht so schlecht zu gehen.
Fazit: 45 Meter gehen noch.
50 Meter
Ja, genau. Kein Pfeil hat die Scheibe getroffen. Ist so, ich kann damit leben. Somit ist mein Nullpunkt wohl ungefähr zwischen 45 und 50 Meter.
Kleiner Test
Durch eine bewusste Korrektur des Winkels, treffen die Pfeile wieder ins Ziel. Hier heißt es nun öfters mal Schüsse jenseits der 45 Meter zu üben, damit ich mein Unterbewusstsein damit „programmiere“.
Kleine Gegenprobe
Damit das Ganze nicht alles nach purer Theorie klingt, habe ich es im Parcours gleich nochmal getestet. Bedenke bitte, dass ich nun schon einige Pfeile habe fliegen lassen und nun auch die Konzentration etwas nachlässt.
30 Meter
Bei sauberer Technik, sollten die Pfeile sitzen … hatten ich zwar schon mal erwähnt … im Idealfall.
45 Meter
Auch hier bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. 45 Meter scheint für mich noch zu passen.
20 Meter
Ok, am Schluss habe ich es mir etwas einfacher gemacht. Auf jeden Fall funktioniert es.
Das große Fazit
Mein Nullpunkt mit meinem jetzigen Bogen scheint ungefähr bei 45 Meter zu liegen.
Was bedeutet das für mich?
Oben habe ich es ja schon einmal geschrieben. Ich bin ziemlich grottig, was das schätzen von Entfernungen betrifft.
Trotzdem gibt es mir ein gutes Gefühl bei Schüssen, die ich klar als „unter 45 Meter“ erkennen kann. Bei sauberer Technik sollte ich eigentlich das Ziel treffen, im Idealfall sogar im Killbereich.
Ich empfehle jedem Schützen, seinen persönlichen Nullpunkt einmal zu ermitteln. Dies ist aber erst ratsam, wenn die Grundtechnik gut sitzt. Ansonsten stehen zu viele Variablen, bzw. Fehlerquellen im Weg.
Ich hoffe der Beitrag war für dich interessant. Über dein Kommentar und weitere Erkenntnisse und Erfahrungen, würde ich mich freuen.
Eine Antwort
Das hast Du klar und verständlich erklärt und optisch auch gezeigt. Danke, das war viel informativer als das, was man meist so dazu liest.